Mopr Verlag - Berlin, Zürich, Paris, Moskau

mit Bezug zu: "Warenform", Fanal-Verlag (Erich Mühsam, Meta Kraus-Fessel), Künstlercommunities: Worpswede (Heinrich Vogeler), Henri Barbusse, Jean Amery, Malik-Verlag (John Heartfield), Willi Münzenberg (Georgi Dimitroff, Heinrich Vogeler)

In English: Short Introduction | En français: Brève introduction | Magyarul: rövid bevezető | På svenska: Kort introduktion | краткое введение | In italiano: Breve introduzione | En español: Breve introducción

 

Nikolaus Brauns: "'Trotz alledem'. Zur Presse- und Verlagstätigkeit der Roten Hilfe", in: "Die Rote Hilfe. Die Geschichte der internationalen kommunistischen 'Wohlfahrtsorganisation' und ihrer sozialen Aktivitäten in Deutschland (1921-1941)", hrsg. von Sabine Hering und Kurt Schilde, Opladen: Leske & Budrich 2003, S. 95-102.

"Um Ressourcen zu sparen gingen im Dezember 1926 der seit 1924 bestehende Verlag der Roten Hilfe Deutschlands, der vor allem Materialien zum Aufbau der Organisation sowie Hintergrundtexte für laufende Kampagnen druckte, sowie der Verlag des Mitteleuropäischen Büros der IRH im neugegründeten MOPR-Verlag auf. Verlagsadresse war das Zentralbüro der Roten Hilfe Deutschlands in der Berliner Dorotheenstraße 77/78.

Um 'politisch nicht bewusste, stark gefühlsmäßig eingestellte Arbeiter, Bauern und kleinbürgerliche Elemente' für die Sache der Roten Hilfe zu interessieren, forderte die IRH [Internationale Rote Hilfe mit Sitz in Moskau] ihre Sektionen zur 'Anwendung der künstlerischen Agitprop (Filme, Diapositive, Bilder, Karikaturen, Theaterinszenierungen, ›lebende Zeitungen‹, Musik, Gesänge, Ausstellungen usw.)' auf. Für die Veröffentlichungen der Roten Hilfe bedeutete dies die 'Verstärkung und Bereicherung der IRH-Belletristik vom Gedicht und Feuilleton bis zur Novelle und zum IRH-Roman'. Bis 1932 erschienen im MOPR-Verlag 61 Titel, die von Informationsbroschüren über die Tätigkeit der Roten Hilfe, Klassenjustiz, Polizeirepression und internationalen weißen Terror bis zu belletristischen und theatralischen Werke reichte. Die Reihe 'Die Rote Bühne' enthielt Texthefte für Diavorträge und Agitprop-Theaterstücke wie die der Roten-Hilfe-Revue 'Die Mauer'. Mit der 'Roten Reihe' und den 'Internationalen Memoiren' machte der MOPR-Verlag Klassenkampferfahrungen aus anderen Ländern bekannt und warb für den Solidaritätsgedanken. Hier erschienen die Erinnerungen des amerikanischen Arbeiterführers William Dudley Haywood 'Unter Cowboys und Kumpels' ebenso, wie die 'Aufzeichnungen eines Bolschewiken' von Ossip Aronovic Pjatnickij. Mit der Aussage '›Ilegal‹ ist ein Lehrbuch für uns' wurden die Verantwortlichen angewiesen, die Erinnerungen des russischen Arbeiterkommunisten A. Schapowalow zu verkaufen, um damit die Rote Hilfe auf ein drohendes Verbot vorzubereiten".

Abb. Verlagswerbung, "Die lebende Zeitung" [1927], Umschlag (modifiziert).

 

Schriften (Auswahl)

Berlin 1926
Zeitschrift "Der rote Helfer. Organ der Roten Hilfe Deutschlands", August 1925-1928, ab 1926 Mopr-Verlag [hans-litten-archiv.de].
William Dudley Haywood: "Unter Cowboys und Kumpels. Erinnerungen eines amerikanischen Arbeiterführers" [Bill Haywood's Book], autorisierte Übersetzung, ohne Jahr.
George Lansbury: "Sein Ruf an die, die noch nicht mit uns sind", Berlin: Mopr-Verlag - Leipzig: Otto Klemm 1926.
Erich Mühsam: "Gerechtigkeit für Max Hölz!", Berlin: Verlag Rote Hilfe - Berlin: [Mopr-Verlag] - [Leipzig]: [Otto Klemm] 1926.
Felix Halle: "Anklage gegen Justiz und Polizei. Zur Abwehr der Verfolgungen gegen das proletarische Hilfswerk für die politischen Gefangenen und deren Familien", mit Anhang "Äußerungen führender Künstler, Gelehrter und Schriftsteller", Berlin [NW. 7, Dorotheenstr. 77/78]: Mopr Verlag 1926.

Berlin 1927
Meta Kraus-Fessel: "Polizei-Terror gegen Kind und Kunst. Dokumente zur Geschichte der sozialen Republik Deutschlands. Mit Zeichnungen der Heimkinder und Reproduktionen der beanstandeten [Heinrich] Vogeler-Bilder [4 Tafeln]", hrsg. von der Roten Hilfe Deutschlands, "[e]in Appell an die 'Partei der anständigen Menschen'", 1927.
Henri Barbusse: "Der Krieg von morgen", [um 1927].
Gabriel Markos [d.i. Andor Gábor): "Mörder-Knute über Kinder", Berlin [NW 7, Dorotheenstr. 77/78]: Mopr Verlag 1927.
"Die lebende Zeitung", Reihe "Die rote Bühne", Heft 1, [Berlin]: Verlag Rote Hilfe [Mopr Verlag] [1927] [dnb.de].
"Zaristische Kerkergreuel", Reihe "Die rote Bühne", Heft 2, Berlin : Mopr Verlag [1927].
"Die Mauer. Eine Rote-Hilfe-Revue", Reihe "Die rote Bühne", Heft 3/4, 1927.

Berlin 1928
Deng-Bao-Sjang: "Das blutende China", 1928 [fes.de].
"Die Verbrechen der faschistischen Inquisition", [1928].
"Die Blutarbeit der Schwarzhemden - Hölle Italien. Meuchelmorde. Folter in Gefängnissen. Unerhörte Justizverbrechen", 1928.
"Der literarische Hochverrat von Johannes R. Becher", Beiträge von David Holde, Maxim Gorki, Walter von Melo, Franz Höllering, Johannes R. Becher, Rchtsanwalt Dr. Apfel u.a., Einleitung von Ludwig Geisenberg, 1928 [dnb.de].
"Sacco und Vanzetti. Gewidmet zum Jahrestage ihrer Ermordung vom Exekutivkomitee der internationalen Roten Hilfe", 1928.
Egon Erwin Kisch: "Sieben Jahre Justizskandal Max Hoelz", 1928.

Berlin 1930
"Die Kinderheime Elgersburg und Barkenhoff [in Worpswede] der Roten Hilfe Deutschlands", Reihe "Die rote Bühne", Heft 5, 1930.
Alexandr S. Schapowalow: "Auf dem Wege zum Marxismus", übers. von Maria Einstein, 1930.
F. Markosch: "Die N[...] in den Vereinigten Staaten von Nordamerika", hrsg. vom Exekutivkomitee d. Internationalen Roten Hilfe, 1930.

Berlin 1931
Felix Halle: "Geschlechtsleben und Strafrecht", mit Vorwort von Magnus Hirschfeld, 1931.

Moskau 1931ff.
Franz Wagner: "Die internationale Rote Hilfe, ihre Ziele und Aufgaben", 1931.
Willy Sommer: "Der Faschismus als Waffe der bürgerlichen Diktatur", 1931 (Kap. V: "Die Ueberwindung des Faschismus durch die proletarische Revolution", S. 62).
N. Kolin: "Die Kerker für Revolutionäre", 1932.
"Das broine Buch" / "Der broyner bukh" [The Brownbook of the Hitler terror and the burning of Reichstag], übersetzt ins Jiddische, 1933.

Zürich / Paris 1933ff.
Georgi Dimitroff***: "[Eine Flamme in der Nacht]", Umschlag von John Heartfield, 1933.
"Angeklagter Hitler. Protokolle, Augenzeugen und Tatsachenberichte aus den Faschisten-Folterhöllen Deutschlands", [1933] [fes.de].*
"Verhindert den Mord an Ernst Thälmann", verantwortlich ist Willy Trostel, [1934].
Werner Hirsch: "Hinter Stacheldraht und Gitter. Erlebnisse und Erfahrungen in den Konzentrationslagern und Gefängnissen Hitlerdeutschlands", 1934 [fes.de].*
"Folterhölle Sonnenburg. Tatsachen- und Augenzeugenbericht eines ehemaligen Schutzhäftlings", verantwortlich für die Herausgabe ist Willy Trostel, [1934] [fes.de].**
"Frauen unter faschistischem Terror. Frauen in der Solidaritäts- und Kampffront! Material des EK der Internationalen Roten Hilfe für die Delegierten des Internationalen Frauen-Welttreffens gegen Krieg und Faschismus vom 4. - 6. August 1934 in Paris", 1934.
"... Und die Schuldigen regieren weiter. Der Reichstagsbrandprozeß", hrsg. von Willy Trostel, [1934] [fes.de].
Bruno Frei****: "Rakosi zum dritten Mal vom Galgen bedroht!", Vorwort von Graf Michael Karoly, 1935.
Kreszentia Mühsam: "Der Leidensweg Erich Mühsams, mit einem Vorwort von Werner Hirsch, Einband von John Heartfield, 1935.*****
Pierre [d.i. Peter Maslowski]: "Die Toten an die Lebenden. Letzte Worte hingerichteter deutscher Antifaschisten", 1935.
Carlo Rossi: "Civitavecchia, ein Friedhof der Lebenden", 1935.

Zürich 1934ff.
"Trotz faschistischem Terror illegal an der Solidaritätsfront. Die Rote Hilfe Deutschland auf dem Kampfposten", für d. Hrsg. verantwortl. ist Willy Trostel, 1934.
Emil Winkel: "Gestapo. Aus der Tätigkeit der Geheimen Staatspolizei Deutschlands", 1934.
Romain Rolland: "Die in den Gefängnissen Mussolinis sterben", 1934.
Wilhem Pieck: "Weltkrieg droht. Kämpft für den Frieden", 1935.****/6
André Pierre: "Der Kampf um das Asylrecht", 1935.

 

[ Anmerkungen. annotations. remarques ]

* Beschreibung im Projekt der Arbeitsstelle Holocaustliteratur [fruehe-texte-holocaustliteratur.de].

** Vgl. die anonyme Einsendung "The Terror continues" im New Statesman 1934.

*** Georgi Dimitroff war einer der drei nach dem Reichtagsbrand verhafteten bulgarischen Kommunisten (siehe Rekonstruktion der Biographien der Wagenseil-Brüder: 1933). Von ihm stammt die im historischen Marxismus-Leninismus klassisch gewordene Definition des Faschismus (siehe Artikel "Japan-China").

**** Autor im "Braunbuch".

***** Brief Thomas Mann (s. Querido-Exilverlag) an Michail Kolzow, "I. VIII. [19]36": "Es handelt sich [bei einem 'russischen Vorkommnis'] um die Witwe des in einem deutschen Konzentrationslager ermordeten Schriftstllers Erich Mühsam. Die Frau soll [...] sich dort wegen angeblicher 'anarchistischer' Äußerungen im Gefängnis befinden" ("Briefe 1889-1936", hrsg. von Erika Mann, Berlin und Weimar: Aufbau 1965, S. 122).

****/6 Folgendes hat nichts mit dem Mopr-Verlag zu tun. Höchstens vielleicht insofern, als dass die Art der propagandistischen Methode des von Moskau unterstützten Verlages eher auf theoriearme und stark apologetische oder polemische Inhalte setzte. Und diese Tradition der Propaganda-Produktion scheint offenbar Rezeption im postsowjetisch-russischen Nationalismus gefunden zu haben.

Am 5.11.2023 führte eine Google-Suche nach dem Buchtitel "Weltkrieg droht. Kämpft für den Frieden" zunächst zu Zeitungsberichten über aktuelle Geschehnisse um den Angriffskriegs des postsowjetischen Russlands auf die sich "westlich" orientierende Ukraine seit dem 24.02.2022, von der russischen Führung als vermeintliche "Entnazifizierung" bezeichnet, bezogen auf die Existenz einer rechtsradikalen Miliz, das "Asow-Regiment", sowie die in nationalistischen Kreisen der Ukraine verbreitete Verehrung des NS-Kollaborateurs Stepan Bandera.

Dazu vgl. Jason Stanley: "The antisemitism animating [Wladimir] Putin's claim to 'denazify' Ukraine", guardian.com, 26.02.2022:

"By claiming that the aim of the invasion is to 'denazify' Ukraine, Putin appeals to the myths of contemporary eastern European antisemitism - that a global cabal of Jews were (and are) the real agents of violence against Russian Christians and the real victims of the Nazis were not the Jews, but rather this group. Russian Christians are targets of a conspiracy by a global elite, who, using the vocabulary of liberal democracy and human rights, attack the Christian faith and the Russian nation. Putin's propaganda is not aimed at an obviously skeptical west, but rather appeals domestically to this strain of Christian nationalism."

Erster Treffer besagter Google-Suche mit personalisierten Ergebnissen war allerdings Michelle Brey: "Medwedew nennt Szenarien für Ukraine-Kriegsende - und droht 'dritten Weltkrieg' an", Frankfurter Rundschau, 31.05.2023:

"Indes skizzierte der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, am Donnerstag drei nach seiner Darstellung wahrscheinliche Szenarien für den Ausgang des Krieges. [...] In der von Medwedew bevorzugten Variante würden westliche Regionen der Ukraine mehreren EU-Staaten zugeschlagen und die östlichen Russland, während die Einwohner der zentralen Gebiete für den Beitritt zu Russland stimmen. Bei diesem Ausgang 'endet der Konflikt mit ausreichenden Garantien, dass er auf lange Sicht nicht wieder aufgenommen wird', schrieb Medwedew im Online-Dienst Telegram. Sollte jedoch ein unabhängig gebliebener Teil der Ukraine der EU oder der Nato beitreten, sei mit einem Wiederaufflammen der Kampfhandlungen zu rechnen, 'mit der Gefahr, dass es schnell in einen vollwertigen dritten Weltkrieg übergehen kann', behauptete der Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin".

Wladimir Putin, Rede, Россия 24 [Rossija 24], 16.03.2022, 16:49, übersetzt von Michael Elgort, X ehem. Twitter: "I don't condemn at all those who have a villa in Miami or on the French Riviera who can't do without foie gras, oysters or so-called gender freedoms. But that is absolutely not the problem. And, I repeat, the problem is that many of these people are essentially, mentally there, and not here with our people, not with Russia. And this, in their opinion, is a sign of belonging to the higher caste, the higher race. Such people would sell their mother, just to be allowed to sit in the anteroom of the highest caste. And they want to be like them, imitating them in every way".

In deutscher Übersetzung: "Ich verurteile keineswegs diejenigen, die eine Villa in Miami oder an der Côte d'Azur haben und auf Gänseleberpastete, Austern oder so genannte Gender-Freiheiten nicht verzichten können. Aber das ist absolut nicht das Problem. Und, ich wiederhole, das Problem ist, dass viele dieser Menschen im Grunde genommen geistig dort sind und nicht hier bei unseren Leuten, nicht bei Russland. Und das ist ihrer Meinung nach ein Zeichen der Zugehörigkeit zu einer höheren Kaste, einer höheren Rasse. Solche Leute würden ihre Mutter verkaufen, nur um im Vorzimmer der höchsten Kaste sitzen zu dürfen. Und sie wollen so sein wie sie, sie imitieren sie in jeder Hinsicht".

Hubertus Volmer: "Hitler-Gefasel in Russland. Putin und [Russlands Außenminister Sergej] Lawrow auf dem Niveau von Jana aus Kassel", n-tv.de, 18.01.2023: "Von Anfang an hat Putin den Überfall auf die Ukraine in die Tradition des Großen Vaterländischen Kriegs gegen Nazideutschland gerückt und zugleich als Verteidigung dargestellt. Sollte das ernst gemeint sein, befinden sich Putin und Lawrow auf demselben Niveau wie Jana aus Kassel, die Querdenkerin, die sich auf einer Corona-Demo mit Sophie Scholl verglich - der Widerstandskämpferin, die 1943 von den Nazis ermordet wurde".

Abb. "Одиночный пикет в поддержку российского вторжения в Украину с плакатом «За освобождение всей Украины от Антихристовых слуг», площадь 1 мая, Казань" ("Einzelner Streikposten zur Unterstützung der russischen Invasion in der Ukraine mit einem Plakat 'Für die Befreiung der gesamten Ukraine von den Dienern des Antichristen', Platz des 1. Mai, Kasan", Republik Tatarstan, Südwestrussland), 01.03.2022, von Vyacheslav Kirillin, unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 (modifiziert).

In westlichen Ländern mischten sich solche russisch-nationalistischen Kräfte mit ehemaligen Anhänger*innen von Friedensbewegung und Antiimperialismus. Diese Tendenz bestand bereits bei vorgängigen Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Abb. "Big demonstration against corona measures: 'And we don't want war with Russia either!', 19.02.2022, Frankfurt" von 7C0 unter Creative-Commons-Lizenz CC BY 2.0 (modifiziert).

 

Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950
Personenregister (Übersetzungen etc.)
Adressregister
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
E-Mail: kriswagenseil [at] gmx [point] de